Es gibt keine gesicherten Zahlen darüber, wie viele Selbstständigkeiten bald nach der Gründung oder in späteren Stadien wieder eingestellt werden. Das liegt daran, dass es dafür keine zentrale Datenerfassung gibt: Manche Selbstständige müssen ein Gewerbe anmelden und andere nicht; es bestehen formale Selbstständigkeiten, die gar nicht aktiv betrieben werden; manche werden inhaltlich neu gegründet und bleiben äußerlich unverändert, etc..
Über die Gründe, warum Selbstständigkeiten beendet werden, gibt es hingegen reichlich Informationen.
Die wichtigsten sind:
→ Informationsdefizite
→ Qualifikationsmängel
→ Planungsfehler
→ Finanzierungsmängel
→ Familiäre Probleme
→ Überschätzung
→ Kein Netzwerk
→ Defizite in Marketing und Kommunikation
→ Falsche Kunden
→ Zu wenig Pausen und Erholung
→ Keine klaren Ziele
→ Existenzangst
→ Äußere Einflüsse
Viele der genannten Probleme kannst du durch eine gute Vorbereitung vermeiden, einige lassen sich gut lösen, wenn du sie rechtzeitig bemerkst und dann mit hoher Priorität behandelst. Es gibt aber auch Faktoren, die unvorhergesehen eintreten und nicht bewältigt werden können, weil sie zu mächtig sind oder die nötigen Ressourcen nicht mobilisiert werden können. Und es gibt die Art von Herausforderungen, die dich zu einer Neubewertung der unternehmerischen Gesamtsituation führen, mit dem Ergebnis, dass die Lösung zwar möglich ist, aber Konsequenzen von dir erfordert, zu denen du nicht bereit bist. In diesem Fall heißt Lösen dann auch Loslassen.
Viele sprechen vom „Scheitern“, wenn eine berufliche Selbstständigkeit nicht funktioniert hat. Die Betroffenen, die in diesem Moment sowieso schon in einer unangenehmen Situation sind, weil viele Aufgaben zu lösen sind, um den Schaden zu begrenzen, werden dadurch auch noch als unfähig stigmatisiert. Das führt dazu, dass die meisten sich auch als Verlierer oder Versager fühlen, was ihnen in diesem Moment wertvolle Energie zur Bewältigung der notwendigen Formalitäten nimmt.
In Norwegen – und sicher auch noch in anderen Ländern – spricht man stattdessen vom „Stolpern“. Das klingt wesentlich weniger dramatisch und beinhaltet vor allem die Chance, wieder aufzustehen und weiterzugehen. Tatsächlich sind viele erfolgreiche Unternehmerinnen und Unternehmer nicht mit ihrem ersten Geschäft durchgestartet, auch nicht mit dem zweiten, ihr Durchbruch kam nicht selten mit dem dritten, vierten oder fünften Anlauf.
Du hast gelernt, aufrecht zu gehen, indem du als Kind im ersten und zweiten Lebensjahr beim Krabbeln irgendwann mal versucht hast, aufzustehen. Das gelang dir nicht beim ersten Versuch, du bist unzählige Male kurz gestanden um dann sofort wieder hinzufallen. Das tat weh, du warst wütend und enttäuscht, hast geschrien und geweint, immer wieder von Neuem. Du hast aber trotzdem gelernt, wie du aufrecht stehen und gehen kannst – weil du nie aufgehört hast, es zu versuchen. Warum also sollte ein misslungener Versuch des Selbstständigseins nicht dazu führen, einfach den nächsten Versuch zu wagen?