Die drei Jungunternehmerinnen – kürzlich das Studium beendet, erste Berufserfahrungen gesammelt und gerade ihr eigenes Unternehmen für öko-soziale Marketing-Beratung gegründet – stehen auf dem Schlauch. Sie haben jetzt alles was sie brauchen und kommen doch nicht vom Fleck. Letzte Woche sind die Visitenkarten fertig geworden, die Website ist online, Verhandlungen mit Partnern und Förderern laufen und erste Kundenprojekte sind am Start. Was fehlt ist der Flow, das Momentum, der Schwung. Die Chemie im Team passt nicht mehr so, wie sie es aus den letzten eineinhalb Jahren vor und während der Gründung gewohnt sind.
Christa wird immer mehr von ihrem Nebenjob absorbiert („Den brauche ich unbedingt, wir verdienen ja noch nichts!“). Karo widmet ihre Aufmerksamkeit zunehmend dem werdenden Kind in ihrem schwangeren Bauch („Natürlich hat das meine allererste Priorität, was glaubt Ihr denn!“). Und Lisa versteht die Welt nicht mehr („Mädels, wollt Ihr Business machen oder Euch mit Euren Ängsten ins Privatleben verpissen?“). So macht das keinen Spaß. Sie zicken sich gegenseitig bei jeder Gelegenheit an und der gemeinsame Focus auf das Unternehmen zeigt akute Auflösungserscheinungen.
Ein moderiertes Team-Meeting schafft Klarheit
Im moderierten Team-Meeting wird deutlich, dass die unternehmerischen Ziele aktuell im deutlichen Widerspruch zur fehlenden inneren Verbindung stehen. So wissen zwar alle was zu tun ist, es bleibt aber immer mehr Energie im Stand-By-Modus hängen. Sie haben wenig Bock aufeinander und damit auch keine Begeisterung mehr für das, was ihre Firma jetzt am meisten braucht. Nämlich klares Commitment, Ergebnisorientierung, zielgerichtete Kommunikation, schnelle Entscheidungen und vor allem viel Spaß bei dem ganzen Haufen Arbeit, die da akut vor ihnen liegt.
Ihre gemeinsamen Werte und Ideale im Bereich Nachhaltigkeit, Innovation und gesellschaftlicher Wirkung sind noch stabil, das ist schnell geklärt. Dass ihre unterschiedlichen persönlichen Aktivitäten und der gemeinsame Focus im Team nicht im Einklang miteinander stehen zeigt sich dann auch ganz schnell. Es gelingt ganz gut, die vor einiger Zeit schon definierten Regeln und Standards für die Kommunikation untereinander nochmal zu überprüfen und zu aktualisieren. Darauf einigen sie sich einstimmig. Spaß macht das Ganze aber immer noch nicht. Was ist da los?
Quatsch macht Spaß
Frischer Schwung kommt in die zähe Runde, als Lisa anfängt, Quatsch zu machen. Sie holt ein Röhrchen Seifenblasen aus der Tasche und pustet zuerst gelangweilt, dann zunehmend belustigt und schließlich vor Freude gackernd ihren beiden Partnerinnen die schillernd fliegenden Kügelchen ins Gesicht. Die zieren sich erst („blöde Kuh, lass den Scheiß“, „das hilft uns jetzt auch nicht weiter“, „Du wieder …“) und merken dann, wie sich die Stimmung dreht.
Genau darauf hat der Coach gewartet. Jetzt kommt frische Energie ins Spiel – und das ist exakt das, was am meisten gefehlt hat. Er gießt Öl ins Feuer und ermuntert Karo und Christa, sich zu wehren. Sie zögern kurz („meint der das ernst?“) und springen dann auf, um Lisa zu kitzeln. Die johlt und prustet und alle drei wirken schlagartig wie ausgewechselt: wie kleine Kinder, die sich aufeinander stürzen und im körperlichen Kontakt sich selbst und das Verbindende mit den anderen spüren. Bewegung, Berührung, fröhliche Schreie, gemeinsame Action – sie toben sich richtig aus und nach ein paar Minuten sind ihre Gesichter voller Freude – wunderschön anzusehen!
Die beste Investition
Danach sind alle drei wie ausgewechselt. Es gelingt wie von selbst, die Prioritäten für die kommenden Wochen zu definieren, Meilensteine für das laufende Geschäftsjahr zu aktualisieren und mit der Nutzung eines bereits in Augenschein genommenes Projektmanagement-Tools zu starten. Auch der Zeitplan und die Finanzen lassen sich leicht und locker abstimmen. Die wichtigste Erkenntnis des Krisen-Workshops ist, dass sie künftig wieder regelmäßig Termine einplanen, um einfach eine gute Zeit miteinander zu verbringen. Mal mit Pizza, mal beim Beach-Volleyball und bestimmt auch bald wieder bei einem Kultur-Event in der Nähe. Eine bessere Investition in ihr Team, das gemeinsame Unternehmen und seine erfolgreiche Weiterentwicklung ist aktuell nicht erkennbar.
Bildnachweis:
Foto von Anyblue, „Einer für alle und Alle für einen“
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Quelle: www.piqs.de